Was ist der EZB-Leitzins?
Der EZB-Leitzins ist der Zinssatz, zu dem sich Geschäftsbanken bei der Europäischen Zentralbank Geld leihen können. Er beeinflusst direkt kurzfristige Zinsen wie für Spargelder und kurzfristige Kredite. Langfristige Baufinanzierungen orientieren sich primär an den Umlaufrenditen (Staatsanleihen), werden aber indirekt auch vom EZB-Leitzins beeinflusst, da dieser die Refinanzierungskosten der Banken und die Erwartungen am Kapitalmarkt steuert.
Baufinanzierungszinsen
Die Baufinanzierungszinsen zeigen die durchschnittlichen Zinssätze für Immobilienkredite in Deutschland. Sie orientieren sich primär an den langfristigen Umlaufrenditen (Renditen von Staatsanleihen), da Banken sich für langfristige Kredite häufig über Pfandbriefe refinanzieren, deren Verzinsung sich an diesen Renditen orientiert. Der EZB-Leitzins beeinflusst diese Zinsen indirekt über die Refinanzierungskosten und die Erwartungen am Kapitalmarkt. Zusätzlich beinhalten sie Risikoaufschläge der Banken.
Bedeutung für Ihre Baufinanzierung
Langfristige Baufinanzierungen werden von Banken häufig über Pfandbriefe refinanziert, deren Verzinsung sich an den Renditen langfristiger Staatsanleihen (Umlaufrenditen) orientiert. Der EZB-Leitzins beeinflusst diese Bauzinsen indirekt: Er steuert die Refinanzierungskosten der Banken und die Erwartungen am Kapitalmarkt, die wiederum die Renditen von Staatsanleihen und damit die Baufinanzierungszinsen beeinflussen. Nach der historischen Nullzinsphase und den Zinserhöhungen der Jahre 2022/2023 hat die Europäische Zentralbank seit Sommer 2024 wieder Zinssenkungen eingeleitet.
In Phasen niedriger langfristiger Zinsen – etwa dem letzten Jahrzehnt – konnten sich Kreditnehmer historisch günstige Zinssätze sichern. Die von Banken angebotenen Bauzinsen orientieren sich an den langfristigen Zinsen am Kapitalmarkt und den Erwartungen an die künftige Zinsentwicklung, die maßgeblich von der EZB-Politik geprägt werden. Für bestehende Kredite mit fester Zinsbindung ändert sich während der Laufzeit nichts – erst bei der Anschlussfinanzierung wird das aktuelle Zinsniveau relevant.
Historische Entwicklung der Baufinanzierungszinsen seit 2000
Die Baufinanzierungszinsen in Deutschland haben seit dem Jahr 2000 eine bewegte Entwicklung durchlaufen. Vor der Finanzkrise 2008 lagen die Zinssätze für Immobilienkredite deutlich höher als in den folgenden Jahren. Als Reaktion auf die Finanzkrise senkte die Europäische Zentralbank den Leitzins dramatisch, was sich indirekt auch auf die langfristigen Zinsen am Kapitalmarkt auswirkte. Von 2016 bis 2022 konnten sich Kreditnehmer historisch günstige Baufinanzierungszinsen sichern, die teilweise deutlich unter 2 Prozent lagen.
Ab 2022 stiegen die Baufinanzierungszinsen deutlich an, als Reaktion auf die Zinserhöhungen der EZB und die veränderten Erwartungen am Kapitalmarkt. Seit Sommer 2024 hat die EZB wieder Zinssenkungen eingeleitet, was sich auch auf die langfristigen Zinsen und damit die Baufinanzierungszinsen auswirkt. Die Entwicklung zeigt, wie wichtig es ist, die Zinsentwicklung zu beobachten und den richtigen Zeitpunkt für eine Finanzierung zu wählen.
Kurze oder lange Zinsbindung?
Bei einer Baufinanzierung in Deutschland vereinbaren Sie mit Ihrer Bank einen festen Zinssatz für eine bestimmte Laufzeit – die sogenannte Zinsbindungsfrist. Üblich sind 5, 10, 15, 20 oder sogar 30 Jahre. Nach Ablauf der Zinsbindung wird der Zinssatz für die Restschuld neu verhandelt (Anschlussfinanzierung).
Günstigerer Zinssatz bei Vertragsabschluss
Frühere Anschlussfinanzierung nötig
Zinsrisiko bei der Anschlussfinanzierung
Geeignet bei hoher Tilgung oder Sondertilgungen
Flexibilität bei geplanten Verkäufen
Planungssicherheit über viele Jahre
Schutz vor steigenden Zinsen
Höherer Zinssatz (Risikoaufschlag)
Sonderkündigungsrecht nach 10 Jahren (§ 489 BGB)
Ideal für langfristige Eigennutzung
Beachten Sie: Nach § 489 BGB können Sie Ihren Immobilienkredit nach 10 Jahren mit 6 Monaten Frist kündigen – unabhängig von der vereinbarten Zinsbindung. Das gibt Ihnen bei langen Zinsbindungen zusätzliche Flexibilität, falls die Zinsen stark sinken sollten.
10 Jahre
3,20 %
1.517 €pro Monat
Restschuld nach 10 J.267.632 €
Gezahlte Zinsen99.632 €
Beliebt
15 Jahre
3,35 %
1.560 €pro Monat
Restschuld nach 15 J.213.826 €
Gezahlte Zinsen144.701 €
20 Jahre
3,50 %
1.604 €pro Monat
Restschuld nach 20 J.147.660 €
Gezahlte Zinsen182.660 €
Anschlussfinanzierung rechtzeitig planen
Läuft Ihre Zinsbindung in den nächsten Jahren aus, sollten Sie sich frühzeitig mit der Anschlussfinanzierung beschäftigen. Bereits bis zu 5 Jahre vor Ablauf können Sie sich mit einem Forward-Darlehen aktuelle Zinsen für die Zukunft sichern – gegen einen geringen Zinsaufschlag.
Vergleichen Sie Angebote verschiedener Banken für die Anschlussfinanzierung. Sie sind nicht an Ihre bisherige Bank gebunden. Eine Umschuldung zu einem anderen Kreditinstitut ist oft möglich und kann bei günstigeren Konditionen sinnvoll sein.
Wichtig: Nach § 489 BGB können Sie Ihren Immobilienkredit nach 10 Jahren mit 6 Monaten Frist kündigen – unabhängig von der vereinbarten Zinsbindung. Das gibt Ihnen bei langen Zinsbindungen zusätzliche Flexibilität, falls die Zinsen stark sinken sollten und Sie zu günstigeren Konditionen umfinanzieren möchten.
Unser Tipp
Beobachten Sie die Zinsentwicklung regelmäßig und lassen Sie sich individuell beraten. Der optimale Zeitpunkt für eine Finanzierung oder Umschuldung hängt von Ihrer persönlichen Situation, der aktuellen Zinslage und Ihren Zukunftsplänen ab. Eine professionelle Beratung hilft Ihnen, die richtige Entscheidung zu treffen.